Ortler, 3905m

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Aufstieg von Sulden über den Tabarettakamm (Normalweg über die Payerhütte) Ende August 2006.

Talort: Sulden
Stützpunkt: Julius-Payer-Hütte, 3020m
Zeiten: Von Sulden zur Payerhütte: 3,5 Stunden
Von der Hütte zum Gipfel: 4 Stunden, im Abstieg 3 Stunden
Schwierigkeit: AD-, III, 40°
Führer: Alpenvereinsführer Ortleralpen, 2003, Bergverlag Rother, ISBN3-7633-1313-3
Karte: Tabacco-Wanderkarte Blatt 08: Gruppo Ortles / Ortlergruppe - Cevedale

Am letzten Augustwochenende wollte ich eigentlich mit Franz eine Hochtour auf den Ortler machen, aber die Wettervorhersage am Anfang der Woche versprach nichts Gutes. Als wir uns aber am Freitagabend in Ingolstadt trafen, sah es doch wieder so aus, als ob wir ein Chance hätten. Also fuhren wir am Samstagmorgen nach Sulden. Das Wetter war traumhaft.
Am Sonntagmorgen war es dann wieder bedeckt, aber das störte uns nicht wirklich. Heute sollte es ja nur auf die Hütte gehen. Wir stiegen also zuerst durch Wald, später über Moränenschotter zur Tabarettahütte auf, die wir nach zwei Stunden erreichten. Hier gab es erst mal eine kleine Rast mit wirklich hervorragendem Kuchen. In der Zwischenzeit regnete es draußen. Als der Regen aufhörte, gingen wir weiter, zuerst in Richtung Bärenkopfscharte, dann auf der anderen Kammseite auf einem anscheinend gerade erst sanierten Hüttenweg (1a Zustand) zur bereits vom Tal aus sichtbaren Payerhütte. Dort angekommen fing es gleich an zu schneien. Drinnen war es schön warm und wir ließen uns die Linzertorte schmecken.
Aufgrund des schlechten Wetters war auch nicht viel los. Auf dem Lager unterm Dach hatten es sich noch fünf andere Bergsteiger bequem gemacht. Der Rest belegte die Zimmer.
Die Wettervorhersage war gut, erst am Montagabend sollte sich das Wetter verschlechtern. Also brachen wir bei Sonnenaufgang auf. Zuerst stiegen wir über die Felsen des Tabarettakamms in leichtem Auf und Ab in Richtung Tschirfeck an. Dort erwartete uns die Schlüsselstelle der Tour: das Tschirfeckwandl. Mit einer fixen Kette gesichert geht es hier etwa sechzig Meter steil auf das Tschirfeck. Oben erwartete uns noch ein kurzes Gratstück (teilweise etwas speckig), bis wir auf den Gletscher trafen. Zwischen Spalten (Anseilen!) stiegen wir nun durch das Bärenloch zum Lombardibiwak. Früher konnte man wohl komplett im Eis bis zur Biwakschachtel, aber inzwischen gibt es einen Felsriegel, der sich aber relativ gut erklettern ließ. Oberhalb des Biwaks wartete noch das steilste Gletscherstück (bis zu 40 Grad) auf uns. Der Wind war stark und wehte die Spuren in kurzer Zeit wieder zu. So war es schon recht mühsam, das obere Gletscherplateau zu erreichen. Wesentlich flacher führte nun der letzte Teil des Weges zum schon lange sichtbaren Gipfel.
Es war bedeckt, sehr windig und rattenkalt. Daher blieben wir nicht lange oben. Wir genossen kurz die Aussicht von den Dolomiten bis zur Beninagruppe und machten uns bald an den Abstieg. Über den Gletscher ging es sehr schnell zurück zum Lombardibiwak. Im Schutz der Biwakschachtel machten wir die erste größere Pause seitdem wir aufgebrochen waren.
Etwas unterhalb des Biwaks war eine Abseilstelle eingerichtet, so dass der Felsriegel kein Problem darstellte. Nur noch wenige Minuten und wir waren wieder an dem Gratausläufer des Tschirfecks und konnten die Gletscherausrüstung einpacken.
Die Felskletterei am Tabarettakamm nahm noch einmal einiges an Zeit in Anspruch, bis wir endlich wieder an der Payerhütte standen. Dort feierten wir den Gipfel mit einem Stück Linzertorte.
Insgesamt war es eine sehr schöne Tour. Der Aufstieg war abwechslungsreicher, als ich es gedacht hatte und machte viel Spaß. Der Ortler ist ein ehrlicher Berg. Man kann von Anfang an fast die gesamte Tour einsehen und wird nicht durch verlockende Vorgipfel getäuscht. Das Wetter war auch nicht schlecht. Es gab eine hohe Wolkendecke, die Sicht war sehr gut und die Temperaturen nicht zu hoch, so dass man kaum ins Schwitzen kam.
Die Route ist für einen Normalweg schon recht anspruchsvoll. Man muss sich im Fels und im steilen Gletscher sicher bewegen können. Allerdings gibt es auch genügend Möglichkeiten (angefangen bei Köpfelschlingen, bis hin zu Bohrhaken), um die heikelsten Stellen absichern zu können.

Ein Hinweis zu den Bildern: die Fotos sind beim Abstieg vom Gipfel entstanden und wurden in der Reihenfolge des Aufstiegs angeordnet.

[am Reschensee] [der Ortler] [Am Waldrand] [Tabarettahütte] [An der Tabarettahütte] [Sulden]
am Reschensee der Ortler Am Waldrand Tabarettahütte An der Tabarettahütte Sulden
[Payerhütte und Ortler] [Bärenkopfscharte] [Kurz vor der Hütte] [Hier geht es los] [Payerhütte] [Tschirfeckwandl]
Payerhütte und Ortler Bärenkopfscharte Kurz vor der Hütte Hier geht es los Payerhütte Tschirfeckwandl
[Im Tschirfeckwandl] [Das letzte Gratstück] [Gletscherrand] [Oberhalb des Lombardibiwaks] [Eisbrüche] [auf dem Gletscher]
Im Tschirfeckwandl Das letzte Gratstück Gletscherrand Oberhalb des Lombardibiwaks Eisbrüche auf dem Gletscher
[wieder flacher] [Am Gipfel] [Blick nach Westen] [Blick nach Süden] [Abseilen] [Wieder im Tal]
wieder flacher Am Gipfel Blick nach Westen Blick nach Süden Abseilen Wieder im Tal

Zur Route: Von Sulden aus steigt man auf Weg Nummer 4 über die Tabarettahütte und die Bärenkopfscharte zur schon von unten sichtbaren Julius-Payer-Hütte auf. Der Weg war in sehr gutem Zustand; neue Drahtseile (normalerweise nicht nötig, aber bei Nässe oder Vereisung sehr hilfreich) und eine kleine Brücke erleichtern den Aufstieg.
Von der Payerhütte steigte man erst einmal über Wegspuren zu einer Scharte an (hier endet der Klettersteig von der Tabarettahütte), dann weiter zu einer zweiten Scharte. Auf der anderen Seite hinab und in leichtem Auf und Ab (meist II) bis zu einer Scharte vor dem Tschirfeck. Der Wegverlauf ist teilweise mit blassen grünen Markierungen gekennzeichnet.
Hinter der Scharte beginnt eine Kette, die über die schwierigsten Passagen zum Gipfel des Tschirfecks führt. Hier kann man sich klettersteigmäßig sichern. Das folgende Gratstück ist stellenweise etwas abgespeckt. Man weicht nicht in die Flanken aus, auch, wenn das stellenweise leichter aussieht. Nun erreicht man ein kleines Plateau, an dem Gletscherausrüstung angelegt werden kann.
Der nun folgende Hang wir nach rechts (Westen) gequert und wir erreichen den Gletscher. Durch die Spalten geht es in einem Linksbogen bis zu dem Felsriegel unterhalb des Lombardibiwaks. Im Aufstieg lässt sich der Riegel am rechten Ende (im Sinne des Aufstiegs) gut erklettern, im Abstieg findet man auf der entgegengesetzten Seite (rechts im Sinne des Abstiegs) eine Abseilstelle.
Nun steigt man, anfangs flach, später sehr steil, über den Gletscher hoch. Die steilste Passage quert man nach rechts ansteigend bis man auf das obere Gletscherplateau kommt. Nun flacher aber kaum weniger anstrengend in einem Bogen, einen Buckel südlich umgehend, zum schon lange sichtbaren Gipfel.