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Über die Nordwand der Tete Blanche auf die Petite Fourche im August 2003.
Talort: | Chamonix |
Stützpunkt: | Refuge Albert I., 2702m |
Zeiten: | Von Le Tour zur Hütte: 4 Stunden, mit Seilbahn 1,5 Stunden Zur Tete Blanche: 3-4 Stunden Weiter zur Petite Fourche: 1/2 Stunde |
Schwierigkeit: | AD |
Führer: | Die Gipfel des Mont Blanc, BLV-Verlag |
Karte: | IGN 3630 OT, Chamonix |
Schöne Touren zur Akklimatisation gibt es rund um das Refuge Albert genug. Die meisten Leute
gehen auf die Aiguille du Tour, aber man muß sich ja nicht dem allmorgentlichen Zug der Lemminge
anschließen.
Vor ein paar Jahren war ich schon mal auf der Alberthütte. Damals sind wir, weil man ja alles zu
Fuß macht, direkt über die Moräne aufgestiegen. Diesmal haben wir den bequemeren und
wesentlich schöneren Weg vom Col de Balme genommen.
Auf der Hütte treffen wir Peter mit seinem Kurs bei der Spaltenbergung. Der Gletscher direkt
unterhalb bietet gute Möglichkeiten zur Eisausbildung. Wir beschließen, am nächsten
Tag auf zwei verschiedenen Routen zur Petite Fourche zu gehen. Peter nimmt mit seinem Kurs den Normalweg
und Violaine, Thomas und ich wollen über die Nordwand der Tete Blanche gehen.
Morgens sechs Uhr kurz hinter der Hütte die ersten Ausfälle. Thomas geht es nicht gut. Später
wird er feststellen, daß die Vitaminbonbons, die er in Massen geschlickert hat, abführende Wirkung
haben. Wir haben also eine Zweierseilschaft. Bis kurz vor den Col du Tour laufen wir auf der Autobahn. Aber zum
Col ist anscheinend lange niemand mehr gegangen. Vielleicht liegt es daran, daß der Gletscher dieses
Jahr durch die lange Hitzeperiode so weit abgeschmolzen ist, daß der Col nur schwer zu erreichen ist.
Auf der anderen Seite müssten wir abseilen, um zum Wandfuß zu kommen. Da die Wand auch
nicht so toll aussieht, halten wir uns lieber an den Grat und betreten erst ganz oben das harte schwarze
Eis. Über ein paar Blöcke geht es zum Gipfel der Tete Blanche. Nach ein paar Metern Abstieg im Schnee
stehen wir vor der Petite Fourche und vor Manni, der es sich hier gemütlich macht. Jetzt sind es nur noch
etwa 100 Meter auf einem steil ansteigenden Eisfeld und ein paar weitere Meter leicht zu klettern und
wir sind bei Peter und seinen Leuten.
Die Aussicht ist klasse und außer uns ist niemand da. Wahrscheinlich alle auf der Aiguille du Tour.
Wir steigen gemeinsam ab. Das war eine lohnende Tour.
Zur Route: Die Hütte ist leicht auf Wanderwegen zu erreichen. Vom Moränenweg würde
ich abraten und statt dessen lieber die Seilbahn zum Col de Balme nehmen. Wer vom Tal aus laufen möchte
sollte lieber den vermeintlich längeren Weg entlang der Seilbahn nehmen. Es lohnt sich!
Von der Hütte aus folgt man der Spur zur Aiguille du Tour. Man geht oberhalb des Signal Reilly vorbei,
lässt die Aiguille du Tour, die Aiguille Purtscheller und die Aiguille du Col du Tour links liegen und
steigt zum Col du Tour auf. Aufgrund der großen Randkluft konnten wir nicht direkt zum Col gehen, sondern
haben uns etwas rechts gehalten und über Blockwerk den Nordwestgrat der Tete Blanche erklettert.
Will man die gesamte Nordwand gehen, so steigt man auf der anderen Seite wieder ab und quert zum Einstieg.
Die Wand hat etwa 50° Steilheit und dürfte mit 3-4 Seillängen gut zu machen sein. Bei uns war der
Abstieg nicht möglich, man hätte abseilen müssen. Außerdem sah die Wand nicht sehr verlockend
aus und so blieben wir vorerst auf dem Grat. Dem blockigen Nordwestgrat sind wir gefolgt, bis er sich aufsteilt
und das lose Blockwerk ein weiterklettern verhinderte. Von dort sind wir in die Wand gequert und etwa eineinhalb
Seillängen bis zum Gipfel der Tete Blanche geklettert.
Vom Gipfel aus folgt man dem leichten Schneehang zum Col Blanc. Hier führt ein steiles, aber gut gangbares
Schneefeld zum Sattel unterhalb des Gipfels der Petite Fourche. Vom Sattel klettert man nach Osten über
leichte Felsen zum Gipfel.
Beim Abstieg hält man sich vom Col Blanc zuerst nach Westen und dann nach Norden um die Aufstiegsspur wieder
zu erreichen.