Vorstieg

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[Vorstieg]

Der Vorstieg ist die einzige sportlich anerkannte Form eine Route zu Klettern. Das Seil wird von unten kommend in die Zwischensicherungen eingehängt. Im Gegensatz zum Topropeklettern sind hier auch größere Stürze möglich. In manchen Klettergebieten und in Kletterhallen sind die Abstände der Zwischensicherungen so gering, dass dort fast wie im Toprope geklettert wird, während sie in alpinen Routen manchmal so selten oder von so schlechter Qualität sind, dass hohe Anforderungen an die Psyche des Kletterers gestellt werden.

Vor einem Vorstieg sollte man sich Gedanken machen, ob man den Anforderungen gewachsen ist. Dazu gehört eine Beurteilung der Zwischensicherungen (Anzahl, Qualität). Kann ich mir einen Sturz erlauben? In den meisten Sportklettergebieten ist das kein Problem, während Stürze im alpinen Gelände zu schweren Verletzungen führen können.
Welches Material muß zusätzlich mitgenommen werden? Sind genügend Bohrhaken vorhanden oder braucht man Klemmkeile, Bandschlingen, etc. Wieviele Expressschlingen werden gebraucht?
Wo geht die Route lang? Bei Sportkletterrouten braucht man oft nur entlang der Bohrhaken gerade nach oben zu klettern. In anderen Routen ist der Verlauf nicht so klar vorgegeben. Ein aktueller Führer kann hier Auskunft geben.

Hinweise

[Vorstieg Hinweise 1] Einhängen der Zwischensicherung:
Zuerst wird eine Expressschlinge in die Zwischensicherung gehängt. Hat ein Karabiner einen gebogenen Schnapper, so gehört dieser nach unten. Außerdem sollte der untere Karabiner vor Verdrehen geschützt sein (Gummiband, Tape, eng genähte Schlinge), damit es nicht durch die Seilbewegung zu einer Querbelastung kommt.
Man sollte darauf achten, dass der Schnapper so eingehängt wird, dass er von Felskanten oder Ähnlichem wegzeigt. Bei Querungen zeigt der Schnapper gegen die Gehrichtung. Dadurch wird vermieden, dass er ungewollt aufgedrückt werden kann.
Das Seil wird so in den unteren Karabiner eingehängt, dass der Seilstrang von der Sicherung kommend von hinten in den Karabiner läuft und dann von der Wand weg zum Kletterer führt.

Anders als auf dem Bild soll das Seil nach Möglichkeit eingehängt werden, wenn sich der Haken auf Höhe des Anseilpunkts befindet. Ein überstrecktes Einhängen ist zu vermeiden, da sich hier die Fallstrecke bei einem Sturz während des Einhängens deutlich vergrößert. Vor allem in Kletterhallen kann dies bei den unteren Haken einen Bodensturz zur Folge haben.

[Vorstieg Hinweise 2] Ist das Seil richtig in die Expressschlinge eingehängt, so läuft es gerade durch den Karabiner ohne die Schlinge zu verdrehen. Wird dies nicht beachtet, so kommt es einerseits zu einer höheren Seilreibung und es besteht außerdem die Gefahr, dass sich das Seil beim Sturz selbsttätig aushängt (Siehe übernächstes Bild).

[Vorstieg Hinweise 3] Dieses Seil wurde falsch eingehängt.

[Vorstieg Hinweise 4] Unter ungünstigen Umständen kann sich das Seil bei falsch eingehängter Expressschlinge, wie hier gezeigt, über den Schnapper legen und diesen öffnen.

[Vorstieg Hinweise 5] Klettert man seitlich neben der letzten Zwischensicherung, so wird das Seil über den Oberschenkel geführt. Dadurch soll verhindert werden, dass man sich im Sturzfall mit dem Bein im Seil verheddert und es zu einem unkontrolliertem Überschlag kommt.
Anmerkung: Da hier seitlich der letzten Zwischensicherung geklettert wird, sollte der Schnapper des Karabiners vom Kletterer weg zeigen, was er hier nicht der Fall ist. In Kletterhallen sind die Karabiner fest installiert und man muss sie so nutzen, wie man sie vorfindet.

[Vorstieg Hinweise 6] Hier wird das Seil falsch geführt. Würde der Kletterer jetzt stürzen, so könnte er einen Überschlag nach hinten nicht verhindern und würde mit dem Kopf nach unten fallen.
Unnötig zu erwähnen, dass hierbei das Verletzungsrisiko erheblich ansteigt.