Normalhaken
Normalhaken waren lange Zeit, neben Köpfel- und Sanduhrschlingen, das einzige Sicherungsmittel im Fels. Erst
mit der Erfindung der Klemmkeile und dem Einsatz von Bohrhaken nahm ihre Bedeutung ab. Heute haben die meisten
Kletterer nicht einmal mehr einen Hammer dabei.
Trotzdem sollte man auch über Normalhaken Bescheid wissen. Zum einen trifft man sie in vielen, vor allem klassischen
alpinen, Routen noch an, zum anderen könnte es Situationen (z.B. Rückzug) geben, bei denen man
vielleicht doch gezwungen sein kann, einen Haken zu schlagen
Geschlagene Haken halten nur in radialer Richtung. Werden sie axial (d.h. mit Zug vom Fels weg) belastet, so
können sie bei Sturzbelastung aus dem Fels gezogen werden.
Liegt die Hakenöse nicht auf dem Fels auf, so muß der Haken abgebunden werden, um eine ungünstige
Hebelwirkung zu vermeiden.
In vielbegangenen oder sanierten Routen kann man sicher meist auf Haken verzichten, zumal vor allem der Hammer ein nicht
unerhebliches zusätzliches Gewicht darstellt. Ist man sich aber bei alpinen Routen unsicher über
eventuelle Rückzugsmöglichkeiten, so kann ein kleines Hakensortiment nicht schaden. Auch beim
Wasserfallklettern, vor allem, wenn wenig Eis vorhanden ist, sind zusätzliche Felshaken sinnvoll. Zumal
man hier mit den Eisgeräten auch gleich einen Hammer dabei hat (Wobei es nicht unbedingt eine Freude ist,
die modernen, stark gekrümmten Geräte als Hammer zu verwenden).
Vorhandene Haken
Haken, die man im Fels vorfindet, sind sehr schwer zu beurteilen. Man kann ihnen ihre Haltekräfte nicht ansehen.
Früher war es üblich, vorhandene Haken noch einmal nachzuschlagen. Da die meisten Kletterer keinen Hammer
mehr dabei haben, fällt diese Möglichkeit weg. Eine Expressschlinge einhängen und kräftig daran
ziehen bringt wenig. Die dadurch aufgebrachten Kräfte sind zu gering. Ein Haken, der diesen Test besteht, muß
noch lange keinen Sturz halten.
Verschiedene Faktoren beeinflussen die Qualität vorgefundener Haken: Zum einen kann der Haken schon von Anfang an
schlampig gesetzt gewesen sein. Das umliegende Gestein könnte brüchig sein (Wenigstens dieser Faktor lässt
sich auch im Nachhinein noch beurteilen). Die Länge des Hakens ist unbekannt. Bei lange im Fels steckenden Haken
kommen noch Korrosion (der Haken rostet) und Erosion (der umliegende Fels zersetzt sich) hinzu. Dadurch können
anfangs gut gesetzte Haken mit der Zeit unzuverlässig werden.
Bei Sanierungsaktionen, bei denen wir etliche Normalhaken entfernt haben, gab es manche Stunde der Erkenntnis. Haken,
die jahrelang sorglos zum Sichern genutzt wurden, weil sie vertrauenerweckend aussahen, ließen sich problemlos
mit einem Hammerschlag entfernen. Andere, in die man nicht einmal einen Karabiner hängen wollte, aus Angst, er
würde abbrechen, hielten allen Entfernungsversuchen stand und mussten abgesägt werden.
Fazit: Normalhaken können schon zum Sichern genommen werden. Es bremst schon ab, auch wenn der Haken kommt. Man
sollte sich aber darüber im Klaren sein, daß sie nicht unbedingt zuverlässig sind. Ein gut gelegter
Klemmkeil ist da besser, zumal er sich auch leichter beurteilen lässt.
Neue Haken schlagen
Will man einen neuen Haken schlagen, so gibt es einiges zu beachten:
Als erstes muß man einen Riss finden, der stabil genug ist. Das bedeutet, daß das umliegende
Gestein nicht zu brüchig sein darf. Vor allem lohnt es sich z.B. nicht, einen Haken hinter eine
dünne Schuppe zu schlagen, da man diese meist schon beim Einschlagen wegsprengt. Massiver Fels links
und rechts des Risses ist ideal.
Das Hakenmaterial sollte zum Gestein passen. Es gibt Weich- und Hartstahlhaken. Im Kalk, mit seinen
unregelmäßen Rissformen benutzt man Weichstahlhaken, da sie sich der Rissform anpassen.
Im Urgestein verwendet man lieber Hartstahlhaken, da sie in den gleichmäßigeren Rissen besser
halten.
Die Hakenform und -länge muß zum Riss passen. Wenn man den Haken in den Riss steckt, so sollte er
etwa zwei Drittel bei Hart- und ein Drittel bei Weichstahlhaken im Fels stecken. Ansonsten sollte man einen
anderen verwenden.
Die Öse sollte gegen die Belastungsrichtung verdreht sein, so daß beim Sturz ein Drehmoment
entsteht, das den Haken weiter im Riss verklemmt. Es gibt Universalhaken (s.u.), bei denen die Öse um
45° gegen den Schaft verdreht ist. Diese kann man sowohl in senkrechten, wie auch in waagerechten Rissen verwenden.
Bei Einschlagen muß der Haken "singen". Das heißt, der Ton wird bei jedem Schlag höher. Nur
wenn der Haken bis zum letzten Schlag singt, kann man davon ausgehen, daß er gut sitzt. Wird das Schlaggeräusch
plötzlich dumpf, so hat der Haken seinen Halt verloren.
Will man einen Haken entfernen, so schlägt man seitlich (abwechselnd rechts und links) gegen die Öse um
ihn zu lockern. Man kann ihn durch eine Reepschnur vor Verlust sichern.
Es folgt eine Beschreibung der wichtigsten Hakenformen:
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Der Fiechtlhaken. Diese Form war ursprünglich für waagerechte Risse gedacht, erzielt aber die besten
Haltekräfte in senkrechten Rissen (Drehmoment). Geeignet für schmale Risse. Es gibt auch noch eine
Bauform mit um 90° gedrehter Öse. Diese Haken sind dann für waagerechte Risse ideal (obwohl für
senkrechte gedacht).
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Der Universalhaken. Durch die um 45° gegen den Schaft verdrehte Öse ist er gleich gut für senkrechte
wie für waagerechte Risse geeignet.
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Der Profilhaken, hier mit V-Profil. Er eignet sich für breitere Risse. Es gibt sie mit unterschiedlichen
Profilen und Größen. Die "Elefanten" unter ihnen werden auch "Bong" genannt, vermutlich wegen des Geräusches,
das sie am Gurt machen. Statt Profilhaken wurden früher auch gerne Holzkeile verwendet. Holzkeilen gegenüber
ist Vorsicht angeraten, da Holz im Laufe der Jahre morsch wird.
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Ringhaken. Statt einer einfachen Öse ist hier ein Ring angebracht. Der Ring ist verschweißt und bildet
damit eine zusätzliche Fehlerquelle. Will man einen Haken zum Abseilen nutzen, so bietet der Ring beim
Abziehen Vorteile. Allerdings sollte man nicht an einem einzelnen Haken abseilen!
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Ein kurzer Ringhaken als Beispiel für die unterschiedliche Hakenlänge. Wenn er im Fels steckt, ist er
nicht vom Ringhaken im letzten Bild zu unterscheiden. Durch die kurze Schaftlänge hat er aber wesentlich
geringere Haltekräfte.
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