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Eisschrauben sind DAS Sicherungsmittel im Eis. Moderne Schrauben sind leicht und schnell zu setzen und haben (abhängig vom umliegenden Eis) hohe Haltekräfte.
Auswahl der Eisschraube
Eisschrauben gibt es heutzutage ausschließlich als Rohr-Eisschrauben. Andere Formen (z.B. Korkenzieherform) haben
sich nicht bewährt und gehöhren ins Museum. Die meisten Eisschrauben sind aus Stahl, seltener auch Aluminium oder Titan. Stahleisschrauben lassen sich gut setzen und die Zähne bleiben lange scharf. Dafür haben sie ein höheres Gewicht. Muß man oft eine Schraube setzen (z.B. beim Wasserfallklettern) so macht das leichte Eindrehen das höhere Gewicht leicht wett. Hat man die Schraube nur für Notfälle (z.B. Spaltenbergung) dabei, so wird man beim Komfort beim Setzen zugunsten des Gewichts Abstriche machen. Moderne Schrauben haben in der Regel vier Zähne und lassen sich mit einer Hand setzen. Die Schraube im Bild ist ein älteres Modell das von mir nicht mehr benutzt wird. Sie lässt sich nur schwer eindrehen. In der Regel war es nötig, den Pickel als Hebel zu Hilfe zu nehmen. |
Seit einigen Jahren werden Eisschrauben auch mit integrierter Kurbel hergestellt. Eine geniale Idee, die das Eindrehen
ungemein erleichtert. Beim Neukauf würde ich immer darauf achten, ein Modell mit Kurbel zu bekommen. Im Bild eine Schraube mit und eine ohne Kurbel. Wird die Kurbel nicht benutzt, so kann sie eingeklappt werden. Sie schließt dann bündig mit der Lasche ab. |
Eisschrauben werden in verschiedenen Längen angeboten. Standard sind 16-17 Zentimeter. Längere Schrauben
bieten kaum noch Vorteile bezüglich der Haltekräfte. Im sehr weichen Eis (sommerlicher Gletscher) oder für
die "selbstausdrehende Eisschraube" werden sie gerne verwendet. Werden die Schrauben kürzer, so sinken auch die Haltekräfte. Kürzere Schrauben werden verwendet, wenn die Eisauflage zu dünn ist, um eine normal lange Schraube zu setzen. Vor allem beim Wasserfallklettern sollte man immer verschiedene Längen parat haben. Praktisch ist eine Farbmarkierung, die die Länge der Schraube angibt (bei den beiden mittleren Schrauben). |
Eishaken wurden früher häufiger verwendet, da das Setzen schneller und kraftsparender war als bei den damaligen
Schrauben. Durch die modernen Schrauben ist ihre Bedeutung fast auf Null zurückgegangen. Durch das fehlende Gewinde sind ihre Haltekräfte etwas geringer als die von vergleichbaren Schrauben. Eishaken können nach Gebrauch wieder herausgedreht werden. |
Setzen von Eisschrauben
Um eine Eisschraube zu setzen, sucht man eine Stelle kompaktes Eis. Das Eis sollte möglichst dick sein und (bei
Wasserfalleis) fest am Fels angefroren sein und nicht hinterspült. Ebene Flächen sind gegenüber Buckeln
zu bevorzugen, da sonst die Gefahr besteht, Teile des umliegenden Eises im Belastungsfall wegzusprengen. Vor dem Setzen der Schraube muß noch loses und brüchiges Oberflächeneis entfernt werden. Die Schraube wird senkrecht zum Eis aufgesetzt und mit etwas Druck eingedreht, bis das Gewinde "beisst". Es ist günstig, erst ein kleines Loch "vorzubohren", indem man die Schraube mehrmals hin- und herdreht. Manchmal findet man auch kleine Vertiefungen, die man ausnutzen kann. Wenn das Gewinde Halt gefunden hat, wird die Schraube eingedreht, bis die Lasche auf dem Eis aufliegt. Manchmal spührt man beim Setzen, daß es plötzlich wesentlich leichter geht. Dann hat man einen Hohlraum im Eis getroffen und sollte eine andere Stelle suchen. Auch wenn sich viele Risslinien sternförmig von der Schraube aus ausbreiten, sollte man besser nach einem neuen Platz Ausschau halten. Wenn eine Schraube wieder ausgedreht wird, befindet sich in ihr meist ein Eispfropf. Dieser sollte so schnell wie möglich entfernt werden, da er sonst festfrieren kann. Außerdem erschwert ein Pfropf das erneute Setzen. Nach der Tour müssen Eisschrauben sorgfältig getrocknet werden, da sie sonst rosten können. Stahleisschrauben sind NICHT rostfrei! |
Eine fertig gesetzte Schraube. Je nach voraussichtlicher Belastungsrichtung stelt man die Lasche nach unten (Zwischensicherung)
oder zur Seite (Standplatz). Wobei das mehr Theorie ist, da sich die Lasche durch das Hantieren am Stand früher oder
später sowieso nach unten dreht. Ist die Schraube der Sonne ausgesetzt, so kann man sie mit etwas Schnee abdecken, um einem schnellen Ausschmelzen vorzubeugen. Stichwort Ausschmelzen: Unter Druck schmilzt Eis. Dieser Vorgang wird Druckschmelzung genannt. Die Folge ist, daß belastete Eisschrauben langsam ausschmelzen. Wenn möglich sollten Eisschrauben deshalb nicht unnötig belastet werden. Z.B. Schlingenstand an den Eisgeräten oder einer Extraschraube statt am Standplatz. Topropesicherungen sollten in Reihenschaltung aufgebaut werden, damit immer nur eine Schraube belastet ist. |
Früher wurde empfohlen, eine Schraube leicht nach oben zeigend zu setzen, da es zu Druckschmelzung kommt und die Schraube
dann langsam in die ideale senkrechte Lage wandert. Versuche haben gezeigt, daß die höchsten Haltekräfte bei einem Winkel leicht nach unten auftreten. Dann ist allerdings das Gewinde wesentlich an der Haltearbeit beteiligt. Es fehlen noch Versuchsreihen mit Schrauben verschiedener Hersteller um allgemeingültige Aussagen machen zu können. Bis dahin gilt die Regel: Schraube senkrecht zum Eis setzen. Für Eishaken gilt weiterhin die alte Regel: leicht nach oben. Da Eishaken kein nennenswertes Gewinde haben, sinkt ihre Haltekraft stark ab, wenn sie sich durch Druckschmelzung nach unten neigen. |
Ein leicht nach unten geneigter Setzwinkel sollte nach Möglichkeit vermieden werden (siehe letztes Bild). |
Kann eine Schraube nicht ganz eingedreht werden, so sollte eine kürzere verwendet werden. Hängt man einen
Karabiner direkt in die Lasche, so kommt es zu ungünstigen Hebelwirkungen. Man könnte die Schraube auch mit einer Bandschlinge oder Reepschnur abbinden. Sollte sich die Schraube aber durch Druckschmelzung nach unten neigen, so würde die Schlinge zur Lasche rutschen und man hätte wieder die ungünstige Belastung. Besser eine kürzere Schraube nehmen. |
Eine Schraube setzt man am besten auf Hüfthöhe. In dieser Position kann man am besten Druck auf die Schraube ausüben ohne sich aus dem Stand zu katapultieren. Nicht immer hat man so einen bequemen Absatz wie auf dem Bild. |
Zubehör
Es gibt viele Möglichkeiten, Eisschrauben zu transportieren. Gut geeignet sind am Gurt fixierte Karabiner. Das Modell auf dem Bild ist aus Kunststoff und mit einem festen Gummi versehen. Er lässt sich gut befestigen, friert nicht ein und kippt zur Seite, falls man auf ihn stürzt. |
Ein häufig verwendetes System sind zwei parallele, fest miteinander verbundene Karabiner, die in eine Materialschlaufe eingehängt werden können. Sie bieten viel Platz und ermöglichen eine leichte Bedienung. Prallt man bei einem Sturz mit dieser Konstruktion gegen die Wand, so kann es allerdings schmerzhaft werden ... |
Ein Hersteller bietet auch spezielle Köcher für Eisschrauben an. Sie sind praktisch und bieten zudem noch Schutz vor den scharfen Zähnen. Beim Kauf sollte man darauf achten, daß die Durchmesser von Eisschraube und Köcher zusammen passen. Insbesondere sollte die Schraube nicht zu dünn sein. Sonst besteht die Gefahr, daß sie unbeabsichtigt aus dem Köcher herausrutscht. |
Hat man keine Schrauben mit integrierter Kurbel, so kann eine Extrakurbel, die an einer Schnur gegen Herunterfallen gesichert ist, gute Dienste leisten. Besser als keine, schlechter als eine eingebaute Kurbel. Vor allem gut für Leute, die schon einen Satz Schrauben ohne Kurbel haben und sich deswegen keine neuen Schrauben kaufen wollen. |
Ein Kunststoffverschluß zum Schutz der Zacken (oder besser zum Schutz der Kleidung vor den Zacken) ist ganz praktisch, wenn man die Schraube selten braucht (Gletscherwanderungen). Nach Gebrauch sollte man allerdings den Stopfen entfernen, da sich sonst Feuchtigkeit in der Schraube hält und diese rosten kann! |
Da die Sicherungen im Eis häufig etwas zweifelhaft sind, gibt es sogenannte "Shock-Absorber-Schlingen". Im Prinzip
handelt es sich um Expressschlingen, bei denen einige Schlaufen so vernäht sind, daß sie bei einer bestimmten
Belastung aufreissen. Die Kraft auf die Schraube wird dadurch verringert, die Sturzstrecke verlängert sich aber
etwas (keine Angst: die Schlinge reisst nicht komplett auf). Nach einmaligem Gebrauch (einmal hineingestürzt) kann ein
Schock-Absorber nicht mehr weiter benutzt werden. Über die Wirksamkeit gibt es verschiedene Ansichten. Es existieren aber bisher keine Untersuchungen zu dem Thema. |