Selbstausdrehende Eisschraube
Die Selbstausdrehende Eisschraube ist ein nicht ganz unkritische Rückzugsmethode im Eis. Der Vorteil ist der relativ schnelle Aufbau (wenn man geübt ist)
und das restlose Entfernen allen Materials. Dem gegenüber steht der nicht ganz einfache Aufbau, der keinerlei Fehler verzeiht. Im günstigsten Fall bekommt
man sein Material doch nicht aus der Wand. Mit etwas Pech führt ein Fehler zum Totalabsturz. Diese Methode ist also nur etwas für erfahrene und routinierte
Eiskletterer. Die Alternative: Abseilen an einer Abalkov-Eissanduhr.
Abseilen an einer Eisschraube ist eine feine, aber teuere Sache. Zwar ist eine Eisschraube schnell gesetzt und hält den
Belastungen auch problemlos stand wenn sie in gesundem Eis gesetzt wird. Wenn man aber eine Schraube
zurücklässt, geht das schnell ins Geld.
Das hier vorgestellte System erlaubt es, nach dem Abseilen beim Seilabziehen die Eisschraube mit herauszudrehen. Beim
Abseilen an der selbstausdrehenden Eisschraube gibt es also keinen Materialverlust. Das System sieht auf den ersten Blick
etwas kompliziert aus, mit etwas Übung ist die Abseilstelle aber schnell eingerichtet.
Diese Abseilmethode sollte nicht angewendet werden, wenn die Gefahr besteht, daß sich Seil, Schraube und Zubehör
irgendwo verklemmen. In normalen Wasserfällen und auf Gletschern stellt dies meist kein Problem dar. Bestehen aber Bedenken,
so kann man als Alternative die Abalakov-Eissanduhr in Betracht ziehen.
Tip: Es ist günstig, wenn nur der Letzte an der selbstausdrehenden Eisschraube abseilt, um die Belastung der
Schraube und damit die Druckschmelzung gering zu halten. Alle anderen können direkt vom Standplatz abseilen.
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Vorbereitung: Über eine möglichst lange Eisschraube wird, wie im Bild gezeigt, eine Expressschlinge mit
einem Karabiner geschoben. Im Notfall kann auch eine abgebundene Bandschlinge herhalten.
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In die Lasche der Eisschraube knotet man nun mit einem Sackstich das Ende einer Prusikschnur (5mm, ca. 3-4 Meter lang).
Diese ersten beiden Schritte kann man auch gut zu Hause vor der Tour vorbereiten.
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Nun wird mit einer Eisschraube ein Loch vorgebohrt. Die Stelle sollte aus kompaktem, zuverlässigen Eis bestehen. Die
Eisschraube wird mehrfach ein- und ausgeschraubt, um sicherzustellen, daß sich die "Selbstausdrehende Eisschraube"
später auch wirklich ausdreht.
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In das vorgebohrte Loch wird nun die vorbereitete Eisschraube eingedreht. Dabei wird die Prusikschnur zwischen der Lasche und
der Expressschlinge in mehreren Lagen aufgewickelt. Hier sollte man darauf achten, daß die Schnur sauber liegt, damit sie
sich später auch leicht wieder abwickelt.
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Wenn die Eisschraube komplett eingedreht ist, gibt man noch ein paar zusätzliche Umschlingungen zur Sicherheit auf das
Wickelpaket.
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In der Mitte des Seils wird mit einem Sackstich eine kleine Schlaufe geknotet. Die Seilmitte kommt in den Karabiner der
Expressschlinge. Nun wird die Abseilstelle wie gewohnt eingerichtet (Knoten im Seilende, auswerfen, ... ).
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Zum Abschluß wird noch das freie Ende der Prusikschnur mit einem gesteckten Sackstich in der Sackstichschlaufe
des Seils befestigt. Nun ist die Abseilstelle fertig eingerichtet.
Man sollte noch darauf achten, daß eine evtl. vorhandene Kurbel eingeklappt ist, damit sich beim Abziehen
nichts verhängen kann.
Nun wird wie gewohnt abgeseilt. Man sollte sich den Seilstrang merken, in dem sich die Sackstichschlaufe befindet, denn
an diesem wird nachher abgezogen.
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Sind alle abgeseilt, so wird das Seil wie gewohnt abgezogen. Dabei wird die Schraube automatisch mit ausgedreht. Etwas
Vorsicht ist angesagt, da das Seil inklusive Schraube und Karabiner relativ schnell komplett zu Tal schießt.