Klemmgeräte
Klemmgeräte werden umgangssprachlich oft auch als "Friends" bezeichnet, wobei es sich genau genommen nur um
eine bestimmte Marke handelt. Aber egal, ob man von Friends, Camelots, Aliens oder was auch immer spricht, in der
Regel handelt es sich um eine Konstruktion aus einem starren oder flexiblen Schaft, an dem vier bewegliche Segmente
angebracht sind.
Früher gab es auch Modelle mit drei Segmenten oder auch völlig anders geartete Konstruktionen. Diese konnten
sich in der Praxis aber nicht durchsetzen und werden deshalb hier nicht behandelt.
Gegenüber Klemmkeilen haben Klemmgeräte den Vorteil, daß jedes Gerät eine gewisse Bandbreite
an Rissbreiten abdeckt. Außerdem können sie auch in parallelen Rissen, wie sie oft im Granit vorkommen
verwendet werden. Sogar in sich leicht öffnenden Rissen halten sie noch, wenn auch in diesem Fall die Haltekraft
nur noch schwer einzuschätzen ist. Als Nachteil stehen vor allem der hohe Preis, das Gewicht und das wesentlich
schwierigere Platzieren.
Ihr Haupteinsatzgebiet liegt in Gesteinen mit glatten Rissen, vor allem im Granit. In Kalkrissen mit ihren wesentlich
strukturierteren Seitenwänden sind Klemmgeräte ungleich schwerer richtig zu legen. Aber auch hier haben
sie natürlich ihre Bedeutung.
In der Regel fürt man im Kalk zwei oder drei Klemmgeräte für größere Rissbreiten (die mit normalen
Keilen nicht abgedeckt werden) mit sich. Im Granit hat man dann schon mal einen ganzen Satz dabei und in bestimmten
Routen kann es sinnvoll sein, manche Größen doppelt oder dreifach mitzunehmen.
Legen von Klemmgeräten
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Bei einem gut gelegten Friend liegen alle vier Segmente gleichmäßig am Fels auf. Die Segmente sind
weder ganz geöffnet, noch ganz geschlossen. Der Schaft zeigt in die voraussichtliche Belastungsrichtung und
das Gerät hat nach oben hin noch Luft. Der umliegende Fels muß natürlich ausreichend fest sein, da bei
einer Belastung das drei- bis vierfache der Kraft, die auf den Schaft wirkt, seitlich auf den Fels übertragen wird.
Ein Klemmgerät kann durch die Seilbewegung wärend des Kletterns ein Stück in den Riss hineinwandern.
Stößt es dabei an eine Wand des Risses an, so ist es im Extremfall nicht mehr zu entfernen. Das gleiche gilt,
wenn die Segmente komplett geschlossen sind (Ein Beispiel hierfür kommt weiter unten).
Wie bei allen Klemmkeilen ist es sinnvoll, die eingenähte Bandschlinge durch eine Expressschlinge zu verlängern,
um den Einfluß der Seilbewegung auf die Lage des Geräts zu veringern.
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Dieser Friend ist SCHLECHT gelegt. Nur drei Segmente liegen am Fels an. Das vierte hat
keinerlei Kontakt. Oft ist das nicht so deutlich zu sehen wie auf diesem Foto. Ein so gelegtes Klemmgerät
hält nichts! Bei Belastung wird es schon mit geringer Kraft aus dem Riss gezogen. Nur durch sorgfältige
Kontrolle lassen sich solche Situationen vermeiden.
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Dieser Friend liegt auch schlecht. Die Segmente sind komplett geschlossen. So gelegte Geräte sind nur schwer
zu entfernen. Manchmal bleibt nicht anderes übrig, als das Gerät stecken zu lassen. Gelegentlich findet man dann
solche "Fixed-Friends" in einer Route. Sie können natürlich als Sicherungspunkt genutzt werden.
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Dieser Friend liegt auch schlecht. Die Segmente sind vollständig geöffnet. Der Mechanismus kann so nicht
arbeiten. Je nach Konstruktion kann so ein Gerät noch wie ein normaler Klemmkeil halten (neuere Friends oder Camelots) oder
die Segmente klappen bei Belastung nach oben weg (ältere Friends, Aliens und die meisten "Billig-Friends").
Bedienungsanleitung beachten! Manchmal hat so etwas auch die Zerstörung des Geräts zur Folge. So eine Situation
sollte vermieden werden.
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Wenn ein Klemmgerät weit in den Riss hineingewandert ist, kann es passieren, daß man nicht mehr an
die Stange zum Lösen der Segmente herankommt. Für diesen Fall gibt es den Klemmkeilentferner. Dieser hat
meist am hinteren Ende zwei Haken, die man in die Stange einhängen kann. So kann man an der Stange ziehen,
auch wenn man mit der Hand nicht mehr hinkommt.
Der Klemmkeilentferner wird genauer bei den Klemmkeilen beschrieben.
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Hat man keinen Klemmkeilentferner bei sich, so kann man sich mit den Drahtkabeln von zwei Klemmkeilen behelfen. Diese
hängt man rechts und links auf die Stange und löst damit die Segmente.
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Verschiedene Typen von Klemmgeräten
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Klemmgeräte gibt es in verschiedenen Bauformen von verschiedenen Firmen und in verschiedenen Größen.
Marktführer sind die Friends von Wild Country und die Camelots von Black Diamond. Daneben gibt es noch viele
ähnlich aussehende Nachbauten, die zwar wesentlich billiger, aber meist auch im Handling schlechter sind.
Außerdem gibt es noch einige Spezialformen für besondere Einsatzgebiete, z.B. die Zero-Friends oder die Aliens
für kleiner Rissbreiten.
Im Bild mal als Größenvergleich der größte Friend und der kleinste Alien aus meiner Sammlung.
Sie decken Rissbreiten von unter einem Zentimeter bis fast vierzehn Zentimetern ab. Es gibt aber auch noch kleiner bzw.
größere Exemplare.
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Ein Friend von Wild Country. Vorteil der Friends gegenüber den Camelots ist das niedrigere Gewicht. Sie besitzen
eine einzelne Achse und seit einigen Jahren einen Stopper, der auch einer Belastung bei vollständig geöffneten Segmenten
stand hält. Der Schaft ist flexibel und durch eine Kunststoffteil zur besseren Handhabung versteift. Mit einer Entscheidung
für dieses Gerät kann man kaum etwas falsch machen.
Als Sonderbauform gibt es Friends mit unterschiedlich großen Segmenten. Wer so etwas braucht, kennt sich aus. Deshalb
wird hier nicht weiter darauf eingegangen. In der Regel reichen die normalen Friends.
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Link Cams von Omega Pacific sind ähnlich aufgebaut wie Wild Country Friends, besitzen aber dreiteilige Klemmbacken und haben damit einen
größeren Verstellbereich. Es gibt nur vier verschiedene Größen, die aber für viele Anwendungsfälle
ausreichend sind. Je nach Bedarf kann man seinen Satz noch mit Geräten aus anderen Serien ergänzen.
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Ein "Urfriend" aus einer der ersten Baureihen. Mit starrem Schaft und Mutter auf der Achse. Diese Friends halten
keine Belastung bei vollständig geöffneten Segmenten. Auch heute noch werden diese Geräte,
in etwas überarbeiteter Form, zu einem relativ günstigen Preis angeboten. Der starre Schaft
muss schon beim Legen in die Belastungsrichtung zeigen und darf nicht auf Felskanten aufliegen. Andernfalls
könnte er durch die ungünstige Hebelwirkung brechen. Ein überstehender Schaft muß abgebunden werden,
was aber sehr mühselig ist. Ich würde raten, sofort ein Gerät mit flexiblem Schaft zu kaufen.
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Ein Camelot, die große Konkurenz der Friends. Er ist zwar etwas schwerer, deckt dafür aber ein größeres
Spektrum an Rissbreiten ab. Durch die Doppelachse hält er auch bei vollständig geöffneten Segmenten.
Über die Frage, ob nun Friends oder Camelots die besseren Geräte sind, herrscht Uneinigkeit. Welcher Bauart man
den Vorzug gibt ist letztendlich eine Glaubensfrage. Sicher ist aber, daß sowohl Friends als auch Camelots
in der Qualität, im Handling und leider auch im Preis einen großen Vorsprung vor Konkurenzprodukten haben.
Sehr ähnlich aufgebaut sind die Dragon Cams von DMM, die in der Anwendung mit den Camelots vergleichbar sind.
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Der Alien ist noch ein interessantes Gerät, mit dem man seine Sammlung gegebenenfalls ergänzen kann. Durch die
schmale, kompakte Bauform lässt er sich oft in Rissen plazieren, die für andere Geräte zu klein sind.
Die größeren Aliens liegen dadurch aber auch etwas "kippelig". Auf die kleineren möchte ich nicht verzichten.
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